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5 Tipps für Ihre Multi-Cloud-Strategie in stark regulierten Branchen

Finanzdienstleister, Behörden und stark regulierte Branchen stehen vor der Herausforderung, die Flexibilität und Skalierbarkeit von Cloud-Technologien zu nutzen, während sie gleichzeitig strenge Anforderungen an Datenschutz, Sicherheit und Risikomanagement erfüllen müssen. Hier kommt die Multi-Cloud-Strategie ins Spiel: Sie erlaubt es, mehrere Cloud-Anbieter parallel zu nutzen, wodurch nicht nur die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter reduziert, sondern auch eine georedundante Speicherung von Daten ermöglicht wird – ideal, um spezifische Compliance-Vorgaben zu erfüllen. Was es dabei für Unternehmen zu beachten gilt und wie die Multi-Cloud-Strategie in stark regulierten Branchen gelingt, erfahren Sie hier.

Wesentliche IT-Auslagerung 

Besonders wichtig und für die Multi-Cloud-Strategie zu beachten ist die "wesentliche IT-Auslagerung", ein Begriff, der sich auf die Auslagerung von Geschäftsprozessen bezieht, deren Verlust den operativen Betrieb einer Organisation erheblich beeinträchtigen könnte. Bei Finanzdienstleistern, die der BaFin oder der EZB unterliegen, bedeutet das, dass alle wesentlichen IT-Dienstleistungen in der Cloud den gleichen strengen Auflagen unterliegen müssen wie die internen Systeme. Diese "wesentliche Auslagerung" muss risikoarm und rechtskonform gestaltet werden, da sie bei Missmanagement gravierende regulatorische Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Die Frage lautet: Wie kann eine Multi-Cloud-Strategie sicher, flexibel und vor allem compliant umgesetzt werden? Die Antwort darauf erfordert nicht nur eine genaue Auswahl der Cloud-Anbieter, sondern auch den Einsatz spezialisierter Tools – etwa für Überwachung, FinOps oder IT-Asset Management, um die hohen Anforderungen zu erfüllen – und genau hier setzen wir an.

Regulatorische Anforderungen: Was Unternehmen beachten müssen

Unternehmen, die wesentliche IT-Dienste in die Cloud auslagern, müssen zahlreiche rechtliche Rahmenbedingungen und Compliance-Anforderungen beachten. In der EU steht dabei vor allem die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Mittelpunkt, die strikte Vorgaben zum Schutz personenbezogener Daten macht. Dies umfasst insbesondere die Kontrolle darüber, wo Daten gespeichert werden und wie der Zugriff darauf geregelt ist – besonders kritisch, wenn Cloud-Anbieter aus Drittstaaten involviert sind.
Für Unternehmen im Finanzsektor kommen zusätzliche Vorschriften hinzu, wie die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) und die Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT). Diese Regularien legen fest, wie IT-Systeme zu betreiben und abzusichern sind, um die Integrität der Daten und Systeme zu wahren.
Zu den wichtigsten Punkten zählen der Schutz vor Cyberangriffen durch Maßnahmen wie Verschlüsselung, regelmäßige Penetrationstests und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Ebenso entscheidend ist ein effektives Risikomanagement: Regelmäßige Audits und Kontrollmechanismen müssen sicherstellen, dass die Auslagerung keine unkontrollierbaren Risiken birgt. Schließlich sind detaillierte Notfallpläne sowie Exit-Strategien erforderlich, um auch bei Störungen oder dem Ausfall des Cloud-Dienstes handlungsfähig zu bleiben und gegebenenfalls schnell auf alternative Anbieter umstellen zu können.

Technologische und organisatorische Herausforderungen beim Multi-Cloud-Management

Organisationen, die eine Multi-Cloud-Strategie verfolgen, stehen vor erheblichen technologischen und organisatorischen Herausforderungen. Durch die Nutzung mehrerer Cloud-Anbieter steigt die Komplexität des Managements erheblich. Die Integration unterschiedlicher Plattformen erfordert spezielle Governance- und Integrationslösungen, um sicherzustellen, dass Systeme nahtlos zusammenarbeiten und Sicherheitsanforderungen erfüllen.
Interne Kontrollsysteme (IKS) müssen angepasst werden, um sicherzustellen, dass Cloud-Dienstleister vertragliche und regulatorische Vorgaben einhalten. Regelmäßige Überwachungen sind notwendig, um Leistungsprobleme oder Sicherheitslücken frühzeitig zu erkennen.
Die Revisionsfähigkeit ist in regulierten Branchen von zentraler Bedeutung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Cloud-Prozesse transparent und nachvollziehbar gestaltet sind, sodass Aufsichtsbehörden jederzeit Zugriff auf relevante Informationen haben. Dies erfordert eine umfassende Dokumentation und Auditsysteme.
Eine maßgeschneiderte Sicherheitsarchitektur ist unerlässlich, um dynamische Bedrohungen zu bewältigen. Die Systeme müssen flexibel genug sein, um neue Risiken schnell adressieren zu können, während gleichzeitig strikte Sicherheitsstandards wie Verschlüsselung und Zugriffskontrollen gewährleistet bleiben.

Fünf Tipps für eine erfolgreiche Multi-Cloud-Strategie 

1. Kontinuierliche Risikobewertung und Überwachung

Regulierte Branchen wie Finanzdienstleister und Behörden müssen ihre Cloud-Ressourcen kontinuierlich überwachen, um Compliance- und Sicherheitsrisiken zu minimieren. Dies erfordert den Einsatz spezialisierter Monitoring-Tools, die Risiken wie Cyberangriffe, Datenverlust und Compliance-Verstöße frühzeitig erkennen.
Die BaFin schreibt für Finanzinstitute beispielsweise vor, dass Cloud-Dienste regelmäßig auf Risiken hin überprüft werden müssen. Eine gängige Praxis ist der Einsatz von Echtzeit-Monitoring-Tools, die eine detaillierte Überwachung ermöglichen und automatisierte Warnmeldungen auslösen, sobald Auffälligkeiten erkannt werden. Laut Gartner (Security and Risk Management Summit 2024) legen 70 % der Organisationen in regulierten Branchen verstärkten Wert auf datengestützte Risikobewertungen, um Sicherheitsbedrohungen durch Cloud-Dienste proaktiv zu verhindern.

2. Auswahl des richtigen Cloud-Anbieters

Bei der Auswahl von Cloud-Anbietern ist es für regulierte Branchen entscheidend, dass diese strenge Sicherheits- und Compliance-Anforderungen erfüllen. Zertifizierungen wie ISO 27001 oder SOC 2 gelten häufig als Mindestanforderungen, um sicherzustellen, dass die notwendigen Sicherheitsstandards eingehalten werden. Darüber hinaus sind speziell auf die Bedürfnisse der Finanzbranche abgestimmte Service Level Agreements (SLAs) wichtig, um eine hohe Verfügbarkeit (oft 99,9 %) und schnelle Reaktionszeiten bei Sicherheitsvorfällen zu garantieren.
Beispielsweise sollte ein Versicherungsunternehmen, das Kundendaten in die Cloud verlagert, auf regelmäßigen Audits und Compliance-Berichte bestehen. Diese Überprüfungen stellen sicher, dass der Anbieter alle Sicherheits- und Datenschutzvorgaben einhält.
Ein Praxisbeispiel hierfür ist die Deutsche Telekom, deren Tochterunternehmen T-Systems Cloud-Dienste für öffentliche Auftraggeber und Unternehmen anbietet. T-Systems führt regelmäßig externe und interne Audits durch, um die Einhaltung strenger Sicherheits- und Datenschutzvorgaben zu gewährleisten.

3. Datenhoheit und -lokalisierung sicherstellen

Für regulierte Branchen wie Finanzinstitute und den Gesundheitssektor ist es entscheidend, dass sensible Daten in Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben gespeichert werden. Oft müssen Daten in bestimmten geografischen Regionen, wie der EU, gespeichert werden, um die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu erfüllen.
Beispiel: Gesundheitsbehörden in Deutschland speichern Patientendaten in zertifizierten Rechenzentren innerhalb der EU, um die DSGVO zu erfüllen und unbefugten Zugriff von Drittstaaten zu verhindern. Dies gewährleistet, dass sensible Daten unter den strengsten Sicherheitsstandards geschützt bleiben.
Studien: Die Accenture Risk Study 2024 hebt hervor, dass 65 % der Unternehmen in regulierten Branchen ihre Datenstrategie überarbeiten, um sicherzustellen, dass Daten in sicheren Regionen gespeichert werden und keine DSGVO-Verstöße riskiert werden.

4. Einsatz passender Tools

Der Einsatz spezialisierter Tools ist entscheidend, um die komplexe Verwaltung einer Multi-Cloud-Umgebung zu bewältigen. Eine Basis-Technologie für erfolgreiches Cloud Management ist ein etabliertes IT Service Management (ITSM)-System.
Besonders in stark regulierten Branchen, in denen Vorschriften wie die Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT) eine zentrale Rolle spielen, ermöglichen ITSM-Systeme eine lückenlose Kontrolle und Steuerung von IT-Prozessen. Diese Systeme gewährleisten zudem eine nachvollziehbare Dokumentation aller IT-bezogenen Vorgänge, was für die Prüfung durch Aufsichtsbehörden unerlässlich ist.
So stand beispielsweise die Bayern LB vor der Herausforderung, ihre komplexen IT-Prozesse, die über verschiedene Anbieter und Abteilungen hinweg liefen, effizient und revisionssicher zu verwalten und gleichzeitig den strengen regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Dies gelang durch die Implementierung von USU ITSM als umfassende SaaS-Anwendung, welche z.B. Prozesse wie Incident Management, Change Management oder Asset Management automatisierte. Die Plattform ermöglichte zudem eine bessere Kontrolle über externe Dienstleister, wodurch die Bank ihre Cloud-Infrastruktur sicher und regelkonform betreiben kann.
Unverzichtbar für die Transparenz und Kostenkontrolle in Multi-Cloud-Umgebungen ist eine FinOps-Strategie. Sie hilft, die oft komplexen und versteckten Kosten effektiv zu steuern. FinOps schafft Klarheit über die Ausgaben bei verschiedenen Cloud-Anbietern, indem sie die tatsächliche Nutzung mit geplanten Kosten vergleicht. Dadurch lassen sich Einsparpotenziale identifizieren und Budgets gezielt anpassen.
In regulierten Branchen ist diese Transparenz besonders wichtig, um sowohl Kosten als auch Compliance-Anforderungen im Blick zu behalten. Wichtige Tools in diesem Zusammenhang sind vor allem IT-Monitoring und Software Asset Management (SAM)-Systeme. Die weiter oben bereits genannten IT-Monitoring-Anwendungen ermöglichen dabei eine Echtzeitüberwachung der genutzten Cloud-Ressourcen. Durch kontinuierliches Monitoring können Organisationen Überprovisionierungen oder ineffiziente Ressourcennutzung frühzeitig erkennen und sofort Anpassungen vornehmen.
SAM-Tools stellen sicher, dass alle eingesetzten Softwarelizenzen effizient genutzt und keine unnötigen Lizenzkosten verursacht werden. Gerade in einer Multi-Cloud-Umgebung ist das Management von Lizenzen für SaaS-Anwendungen komplex. Dank gezielter Optimierungsmaßnahmen wie z.B. dem Identifizieren und Wiederverwenden ungenutzter oder nicht mehr benötigter Softwarelizenzen (Reharvesting) lassen sich bis zu 30 % der SaaS-Kosten einsparen. Um die strengen Compliance-Vorgaben zu erfüllen, ermöglichen SAM-Tools eine lückenlose Nachverfolgung aller eingesetzten Softwarelizenzen und gewährleisten, dass diese den Vertragsbedingungen entsprechen. Ein Unternehmen, das beispielsweise auf AWS und Azure setzt, kann mit SAM-Tools überwachen, ob alle genutzten Softwarelösungen ordnungsgemäß lizenziert sind, um kostspielige Audits oder Lizenzverstöße zu vermeiden. Erfolgskritisch ist das reibungslose Zusammenspiel dieser Tools: Während FinOps den strategischen Rahmen bieten, liefern Systeme für IT-Monitoring oder SAM die operativen Daten, um proaktiv auf Kostentreiber zu reagieren und Compliance zu gewährleisten.

5. Notfallpläne und Exit-Strategien

Nicht zuletzt ist ein stets aktueller „Plan B“ für den Notfall unerlässlich, um auf den Ausfall eines Cloud-Anbieters vorbereitet zu sein. Organisationen sollten Exit-Strategien entwickeln, die sicherstellen, dass sie jederzeit auf alternative Anbieter umschalten können. So betont der aktuelle Gartner Emerging Risk Trends Report, dass 72 % der Unternehmen in regulierten Branchen Notfallpläne und Exit-Strategien entwickelt haben, um die Kontinuität ihres Geschäftsbetriebs in einer Multi-Cloud-Umgebung zu gewährleisten. 

Ganzheitlicher Ansatz gefragt

Die erfolgreiche Umsetzung einer Multi-Cloud-Strategie in stark regulierten Branchen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Finanzdienstleister, Behörden und ähnliche Organisationen müssen die Balance zwischen Flexibilität und strikten Compliance-Vorgaben halten. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind eine kontinuierliche Risikobewertung, die Auswahl sicherer und zertifizierter Cloud-Anbieter sowie die Sicherstellung der Datenhoheit. Der integrierte Einsatz spezialisierter Tools für IT-Monitoring, ITSM oder SAM ist entscheidend, um IT-Prozesse zu optimieren und Kosten zu kontrollieren. Gleichzeitig dürfen Notfallpläne und Exit-Strategien nicht vernachlässigt werden, um die Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Nur mit diesem umfassenden Ansatz lässt sich die Cloud-Transformation sicher und effizient gestalten.

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