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Frauen in der IT – besseres Klima, höhere Produktivität

Als „alarmierend“ bezeichnet die Vizepräsidentin des Bitkom, Sabine Bendiek, jüngst die Tatsache, dass gerade einmal 18 Prozent der technischen Fachkräfte in der IT Frauen sind. Ihr Anteil hat sich damit innerhalb eines Jahres zwar um 2 Prozent erhöht, muss aber deutlich stärker wachsen, um die Potenziale zu heben, die sich dadurch für die digitale Wirtschaft ergeben. Bei USU beträgt der Frauenanteil 28 Prozent. Das ist überdurchschnittlich, aber kein Grund, die Anstrengungen für mehr Ausgewogenheit und Vielfalt nicht weiter zu intensivieren. In einer kleinen Interview-Serie möchten wir Ihnen drei „USU-lerinnen“ vorstellen. Und damit deutlich machen, dass ohne Frauen nichts mehr geht in unserer IT. Und das ist gut so.

Wir haben mit Yeliz Mutlu gesprochen. Yeliz ist Junior Consultant bei USU und begleitet Kundenprojekte im Bereich Service Management.

Thomas: Fangen wir mal ganz vorne an: wann wurde Dein Interesse an der Informationstechnik geweckt? Gab es da Vorbilder oder ein Schlüsselerlebnis?

Yeliz: Oh, das war kein Wunsch von Anfang an, sondern eher eine Entwicklung, die über Umwege zur IT führte. Tatsächlich habe ich erst recht spät nach meinem Fachabitur das Interesse an einem technischen Studiengang entwickelt. Nach meiner mittleren Reife hatte ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden und als Altenpflegerin gearbeitet. Denn mir war wichtig, mit Menschen zu arbeiten. Damals wollte ich entweder eine soziale oder kaufmännische Ausbildung machen. Zunächst habe ich jedoch noch das Fachabitur angeschlossen. Bei der Suche nach einem Studiengang während des Fachabiturs hatte ich kein Schlüsselerlebnis, die Begeisterung kam erst, als ich anfing, mich mit dem Thema zu beschäftigen. BWL war mir zu trocken, außerdem wollte ich etwas, das zukunftsorientiert ist. Bei der Recherche zur Wirtschaftsinformatik kam mir das zukunftsorientiert und interessant vor.

Thomas: Heißt das, dass Du Dich direkt nach dem Abi für ein Studium im Bereich der Wirtschaftsinformatik entschieden hast?

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Yeliz: Ja. Es war allerdings ein längerer Abwäge- und Entscheidungsprozess. Ich konnte mir etwas Soziales vorstellen oder aber auch ein Lehramtsstudium. Einige Bekannte hatten sich für BWL entschieden, aber das wollte ich nicht, da es mir zu trocken war. Ich recherchierte viel, und mir war wichtig, dass es etwas Zukunftssicheres ist. Ausschlaggebend waren am Ende die Gespräche mit meinem Onkel, der mir aufzeigte, dass Informatik nichts Abstraktes ist, sondern überall gebraucht wird. Auch meine Eltern haben mich sehr bestärkt. Und so habe ich ein Studium an der Hochschule Furtwangen im Bereich Wirtschaftsinformatik begonnen. 

Thomas: Du hattest den Studiengang WirtschaftsNetze gewählt – interessanter Weise im Grundstudium ein reiner Frauen-Studiengang…

Yeliz: Das stimmt. Allerdings hatte ich auf diesen Aspekt gar nicht geachtet, sondern nur auf die Inhalte. Überwiegend mehr Männer wären auch nicht mein Ding, aber ich hätte mir mehr Balance gewünscht. Außerdem hat Furtwangen als Hochschule einen hervorragenden Ruf. Ausschlaggebend für mich war die Kombination von Wirtschaft und Informatik mit den Schwerpunkten eBusiness, Marketing und Projektmanagement. Dieser Mix hat mich fasziniert. Es hat Spaß gemacht, gemeinsam mit anderen Kommilitoninnen an Projekten mit großer Bereitschaft, Empathie und Neugierde zu arbeiten. Meine fachlichen Fähigkeiten konnte ich auch während eines Praxis-Semesters bei Daimler trainieren – dort arbeitete ich im Bereich Test- und IT-Projekt-Management. Das war für mich eine äußerst wichtige Erfahrung, da ich viel – auch über mich selbst – lernte und sah, wie es nach dem Studium weitergehen könnte. Es war auch eine große Motivation. Denn das Studium war anspruchsvoll.

Thomas: Das Hauptstudium lief dann aber zusammen mit männlichen Kommilitonen. Welche Erfahrungen hast Du in der Zusammenarbeit gemacht?

Yeliz: Definitiv positive. Die Balance hat gestimmt. Denn als Frauen hatten wir ja bereits im Grundstudium gezeigt, was wir können. Und waren daher immer auf Augenhöhe. Natürlich gab es Unterschiede, zum Beispiel bei der Herangehensweise, um bestimmte Aufgaben zu meistern. Mein Ansatz war es, erst alles zu analysieren und dann an der Lösung zu arbeiten. In vielen Fällen haben wir uns gegenseitig angespornt und geholfen. Nach dem Studium habe ich einige Monate im Depot als Verkäuferin gearbeitet, sozusagen im kaufmännischen Bereich als Kontrast zum Studium, und das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Damals war ich noch unentschlossen, ob ich ein Masterstudium anschließen oder direkt in den Beruf einsteigen sollte. Mit der Zeit wurde mir jedoch klar, dass ich Berufserfahrung sammeln möchte. Daher entschied ich mich für den Berufseinstieg und eine Karriere im IT-Bereich.

Thomas: Und so kam USU ins Spiel … Wie kam der Kontakt zustande und welche Erwartungen hattest Du?

Yeliz: USU lernte ich zum ersten Mal im Rahmen einer Hochschulkontaktbörse in Furtwangen kennen, wo ich damals auch als studentische Hilfskraft tätig war. Ich war für die Betreuung und das Catering der Aussteller zuständig - und der erste Eindruck von den „USU-lern“ war sehr positiv. Man spürte das Familiäre – der Umgang miteinander war sehr wertschätzend und authentisch. Die Atmosphäre war besonders – und vor allem das blieb im Hinterkopf. Und so recherchierte ich nach dem Studium auf der USU-Website und bewarb mich im Winter 2020 auf die Stelle als Junior Consultant im Bereich IT-Projektmanagement. Das war genau das, was ich machen wollte, da es den Umgang mit unterschiedlichen Menschen versprach, die ein herausforderndes Projekt gemeinsam umsetzen. Und ich bin froh, dass diese Erwartungen der Realität entsprechen. Es sind viele Kleinigkeiten, die das Arbeiten sehr angenehm machen, zum Beispiel das Duzen aller Kolleginnen und Kollegen. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, es gibt offene Türen und offene Ohren – ich weiß inzwischen, dass ich auf jeden mit meinen Fragen zugehen kann.

Thomas: Und welche Erfahrungen hast Du im Arbeitsalltagbei USU gemacht?

Foto_Yeliz_Mutlu_2 (1)Yeliz: Mein erstes Projekt war ein komplexes und schwieriges Projekt. Ich war nämlich völlig neu und musste mich in kurzer Zeit zurechtfinden und schnell einarbeiten. Das war eine große Herausforderung für mich. Letztendlich habe ich dadurch aber viel schneller gelernt. Meine tägliche Arbeit ist weiterhin geprägt von diversen Projekten, und genau das macht es so spannend. Es ist sehr abwechslungsreich und nicht monoton. Ich habe mit den Mitgliedern des gesamten Teams Kontakt und bin häufig Vermittlerin zwischen Kunden, Projektleitern und Entwicklern. Dadurch lernt man unendlich viel, und ich bin ein Mensch, der sich gerne weiterentwickelt. Für mich ist es wichtig, in verschiedenen Teams zu arbeiten, denn neue Aufgaben bedeuten auch neue Ziele, was wiederum eine neue Herausforderung mit anderen Menschen mit sich bringt. Jedes Projekt ist anders und das macht mir Spaß. Und genau diese Interaktion gefällt mir. Natürlich ist noch viel Luft nach oben, denn ich habe noch viel zu lernen.

Thomas: Was kannst Du jungen Frauen auf ihrem Weg in die IT-Welt mitgeben?

Yeliz: Ich glaube, dass die Hürde für Frauen, sich mit Technik zu beschäftigen, immer kleiner wird. Die Fortschritte sind spürbar, in der Schule und in der Gesellschaft. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es ist besonders wichtig, alle falschen Glaubenssätze und Überzeugungen aus den Köpfen zu streichen. Meiner Meinung nach haben Frauen die besten Voraussetzungen für Multitasking. Denn Frauen haben bereits in ihrem Alltag vielfältige Projekte, ob Kochen oder Kinderbetreuung, sie sind mit vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt, was sich auch auf ihre Organisation auswirkt. Frauen analysieren viele Seiten einer Angelegenheit auf mehr als eine Weise, und das ist sehr wichtig, wenn Probleme auftreten. Frauen haben auch die besten Voraussetzungen, wenn es um das Zeitmanagement geht. Es ist auch hilfreich, Gesprächspartner und Vorbilder zu haben. Außerdem ist die IT-Branche äußerst vielfältig. Es geht nicht nur um Hardcore-Entwicklung, sondern um viel mehr. Ich kann nur empfehlen, sich auf den Einstieg in die IT-Welt einzulassen und seine eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln.


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