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Cloud-Kosten reduzieren – ein Insidergespräch

In der Welt der IT, wo die Cloud mittlerweile so allgegenwärtig ist wie der tägliche Kaffee, taucht ein immer drängenderes Thema auf: die Optimierung der Cloud-Kosten. Etwa 30% des Cloud-Budgets versickern in den Tiefen ungenutzter Ressourcen – eine beachtliche Summe, die mit etwas Know-how und Sorgfalt eingespart werden könnte. Wir sprachen mit Peter Stanjeck, unserem Experten für alle Fragen rund um das Thema Cloud Cost Optimierung – und baten ihn um wertvolle Insights…


Peter, Cloud-Kosten sind in aller Munde. Wie siehst du die Lage?

Tatsächlich, das Thema Cloud-Management und insbesondere die Kostenkontrolle haben sich zu einer der vordringlichsten Aufgaben in der IT entwickelt. Wie oft liegen Chancen und Risiken nah beieinander. Die Attraktivität der Cloud basiert auf ihrer Flexibilität und Skalierbarkeit - es ist möglich, Server in Sekundenschnelle hoch- oder runterzufahren und Ressourcen nach Bedarf zu nutzen. Daher werden bereits in 2 Jahren etwa die Hälfte aller Unternehmen ein Multi-Cloud-Modell nutzen. Aber viele Unternehmen unterschätzen derzeit noch die Kostenimplikationen. Mit der Auslagerung von Anwendungen und Servern an Hyperscaler wie Google, Microsoft und Amazon steigen die Kosten rasant an. Damit sind aktuell 80 % der Unternehmen konfrontiert, denn es fehlt der Überblick, welche Kosten wo entstehen und wie sie zugeordnet werden können. 

Das klingt fast so, als ob man beim Cloud-Shopping etwas zu großzügig zugreift. Was sind denn die Hauptgründe für diese Kostenexplosion?

Das stimmt, es ist ein bisschen wie im Süßwarenladen. Da gibt's so viel zu entdecken, dass man leicht den Überblick verliert. Dazu kommt die ständig weiterentwickelte, kaum überschaubare Vielfalt des Service-Angebots von Cloud-Anbietern. Allein AWS hat z.B. über 350 verschiedene Server-Services im Angebot – und generell haben gerade die großen Hyperscaler in den letzten Monaten kräftig an der Preisschraube gedreht.

Es ist wichtig, über neue Angebote, Preismodelle und Kostenunterschiede informiert zu bleiben. Aber der Mangel an Transparenz und Kontrolle ist in der Praxis ein Problem. Auf der Kostenseite fallen vor allem ungenutzte Ressourcen wie untätige Server, Datenbanken ohne Verbindung oder nicht zugewiesener Speicherplatz ins Gewicht. Laut einer Studie von Gartner sind etwa 30% der Cloud-Infrastruktur tatsächlich ungenutzte Ressourcen. Das ist ein enormes Sparpotenzial, das derzeit unangetastet bleibt. Eine aktuelle Studie von Couchbase kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Unternehmen ab etwa 1.000 Mitarbeitenden geben pro Jahr durchschnittlich über 6 Millionen Dollar zu viel aus. Nicht nur ungenutzte, auch überdimensionierte Cloud-Ressourcen sind ein Kostenfresser. Viele Rechner sind für Peak-Zeiten dimensioniert, aber ein Großteil der Zeit langweilen sie sich…

 

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Was wäre also ein effektiver Ansatz, um diese Herausforderungen zu bewältigen?

Beispielsweise die Verrechnung von Cloud-Kosten. Häufig gibt es Sammelrechnungen mit kryptischen Bezeichnungen zu Servern, Datenbanken oder Netzwerk-Ressourcen, die monatlich von der Firmen-Kreditkarte abgebucht werden. Das ist eine Blackbox und ohne weiteres nicht zuordbar. Hierfür ist ein ausgefeiltes Cloud-Tagging unerlässlich. In Verbindung mit einem definierten integrierten Servicemodell lassen sich Kosten detailliert den Services zuordnen. Dies ermöglicht außerdem aktives Showback bzw. Chargeback – und damit eine Kostentransparenz, die auch psychologisch wertvoll ist, denn sie schärft auch in den Fachbereichen das Bewusstsein für die Kostentreiber und dafür, Ausgaben zu optimieren. Und noch ein zweites Thema ist wichtig: Denn unkontrollierte Cloud-Ressourcen sind auch ein Governance-Thema. Wenn man nicht weiß, wo sich die Daten genau befinden und wer Zugriff darauf hat, ist das ein hohes Sicherheitsrisiko. Hier sind klare Richtlinien für die Cloud-Nutzung und ein aktives User-Management gefragt. 

Gibt es spezielle Strategien, die Unternehmen anwenden können, um ihre Cloud-Ausgaben zu optimieren?

Aus unserer Sicht ist der Erfolgs-Schlüssel ein ganzheitlicher Ansatz, der strategische Planung, regelmäßige Überwachung, effektive Governance und die interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem FinOps-Team umfasst.   

Auf der operativen Seite ist eine der Maßnahmen, die sofortige Einsparungen verspricht, beispielsweise die Identifizierung und Deaktivierung ungenutzter Konten. Hier unterstützen Monitoring- und Alarmierungssysteme. Diese überwachen die Kapazitätsparameter der Cloud Services über die komplette hybride Infrastruktur und melden auf Basis definierter Schwellwerte automatisiert, wenn Cloud-Systeme „betriebsbereit, aber untätig“ sind.

Für die Software-Nutzung kommen entsprechende Software Asset Management-Tools zum Einsatz. Weist ein Anwendungsabonnement keine Nutzung auf, wird es dem zugewiesenen Mitarbeiter entzogen und entweder jemandem zugewiesen, der es benötigt, oder deaktiviert. Wir haben z.B. im Rahmen der jüngsten Kundenprojekte alleine für Microsoft Office 365 Kosteneinsparungen zwischen 7 und 22% für ungenutzte Konten realisiert. Das sind bei großen Unternehmen bis zu 7-stellige Beträge pro Jahr. Ein weiterer Hebel zur Kostenoptimierung ist das Maßschneidern von Cloud-Abonnements.

Viele Anwender haben z.B. ein MS 365 E3-Abonnement, nutzen jedoch nur Exchange für die E-Mails. Hierfür reicht die weitaus günstigere E1-Lizenz aus. Und nur ein kleiner Teil der Belegschaft benötigt normalerweise eine E5-Lizenz mit erweiterten Sicherheitsfunktionen etc. In die gleiche Richtung geht auch die Konsolidierung von redundanten Anwendungen, die den gleichen Zweck erfüllen.

Und wie sieht es mit den spezifischen Kosten für Betriebssysteme und Datenbanken in der Cloud aus?

In der Tat – hier lohnt der Blick auf installierte Software mit „Bring Your Own License“ (BYOL) -Rechten. Beispielsweise können Kunden mit Oracle BYOL ihre vorhandenen On-Premises-Lizenzen mit 100%iger Workloadgarantie und Lizenzmobilität auch in der Cloud einsetzen. Im Falle von SQL-Datenbanken lassen sich auf diese Weise zum Beispiel jedes Jahr über ein Drittel der Lizenzkosten einsparen. 

Abschließend, Peter: was sollten Unternehmen bei der Auswahl einer Lösung für das Cloud-Kostenmanagement beachten?

Wichtig ist eine Lösung, die sowohl technische als auch kaufmännische Aspekte integriert.
Ein effektives Cloud Management benötigt das Zusammenspiel mehrerer Disziplinen wie z.B. Service Request, Monitoring, Lizenzmanagement oder Compliance. Ein Anbieter sollte über langjährige Erfahrung im IT-Controlling und ein integriertes Lösungspaket verfügen. 

Eine gute Lösung würde auch die Budgets planen, die Überprüfung und Anpassung von Verträgen vornehmen, Governance-Regeln durchsetzen und Managed Services anbieten, um den Kunden bei der Nutzung von Einsparpotenzialen zu unterstützen. Ein transparenter 360-Grad-Blick auf die komplette hybride IT-Infrastruktur bildet die Basis für eine genaue Kostenallokation auf Kostenstellen, Projekte und Services. Damit verwalten Unternehmen ihre Ausgaben effizient und ziehen den vollen Nutzen aus der Cloud-Technologie.

Mit diesen Worten und ein paar klugen Strategien im Gepäck sind wir unserem Ziel, die Cloud-Kosten im Zaum zu halten, ein gutes Stück nähergekommen. Danke, Peter, für Deine Insights.

 

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