Der Einsatz generativer KI revolutioniert die IT. Unter dem Eindruck disruptiver Veränderungen und der mit KI verbundenen Zeitenwende stand auch die diesjährige Gartner-Konferenz IT Symposium/Xpo™ 2023. Die weltweite IT-Intelligenz traf sich für 4 Tage in Barcelona. Unter dem Motto „Unleash possibilities in a world in permanent flux“ diskutierten über 8.000 Teilnehmende die Zukunft der IT. Natürlich waren auch unsere USU-Experten vor Ort – und teilen „brand-new“ mit Ihnen die wichtigsten Erkenntnisse aus einer Fülle von inspirierenden Meetings, Vorträgen und Gesprächen. Seien Sie gespannt auf die folgenden, aus unserer Sicht, zentralen fünf „Insights“…
Wenig überraschend stand der Aufstieg der generativen KI und ihre disruptiven Auswirkungen auf Unternehmen im Mittelpunkt der Eröffnungs-Keynote „The Next Era − We Shape AI, AI Shapes Us”. Gartner-Analysten sind überzeugt, dass wir in eine neue, transformative Ära eintreten, in der KI in alles, was Menschen tun, integriert wird, ähnlich wie bei der Entstehung des Internets in den 1990er Jahren.
„Maschinen entwickeln sich von unseren Werkzeugen zu unseren Teamkollegen“, so die These der Analysten. Bis 2025 wird laut ihrer Prognose KI weltweit für 90 % der Unternehmen ein Arbeitspartner sein. Perspektivisch wird KI nicht nur in Teams integriert sein, sondern agiert auch als Kunde. Maschinen werden Waren und Dienste anfragen, den besten Preis verhandeln und diese gegen Bezahlung erwerben (vgl. What to know about the Top 10 Strategic Technology Trends). Bis 2028, so die Gartner-Aussagen, wird es 15 Milliarden vernetzte Produkte geben, die das Potenzial haben, sich wie Kunden zu verhalten – und weitere Milliarden werden dynamisch folgen. Bis 2030 wird sich das auf Einkäufe im Wert von Milliarden von Dollars auswirken.
KI gibt es in zwei Ausprägungen: Die „klassische“ KI konzentriert sich auf die Produktivität, damit wir das, was wir bereits tun, schneller und effizienter tun können. Aber die KI, die sich auf Kreativität konzentriert, wird zum „Game Changer“: Sie wird ganz neue Arten von Werten, neue Produkte, neue Dienstleistungen, neue Geschäftsmodelle und sogar neue Branchen schaffen.
CIOs können ihren CEO- und CxO-Kollegen dabei helfen, die KI-Komplexität zu durchdringen und die KI-Ambitionen ihres Unternehmens zu definieren, indem sie die Chancen und Risiken des Einsatzes von GenAI untersuchen.
Neben dem Austausch von Informationen über Best Practices, Trends und die Zukunft von IT-Strategien und Unternehmenstechnologien hatten wir auch einen viel beachteten Vortrag zum Thema "Optimized Cloud Quest: A Roadmap for Cost Management Success".
„Durch dynamisch wachsende Multi-Cloud-Umgebungen ist die Komplexität für Unternehmen enorm angestiegen. Neue Technologien schaffen Transparenz und Orientierung, so dass CIOs und FinOps-Teams ihre IT-Welten strategisch bzw. operativ besser und vor allem kostenoptimiert steuern können“, fasst Rebecca Horton, Director & Business Lead bei USU, die Kernaussage zusammen.
Gartner-Aussagen, wonach 30% des Cloud-Budgets durch ungenutzte Cloud Ressourcen verursacht werden, sind durch die Praxis gut belegt. Regelmäßig ist die Differenz zwischen der Dimensionierung der Infrastruktur und der tatsächlichen Nutzung viel zu hoch. Oft werden im Verhältnis zum Workload überdimensionierte Cloud-Dienste, z.B. Speicherplatz oder CPU, geordert oder bereitgestellte Cloud Services sind nicht in den Workload eingebunden. Nutzungsmuster von Workloads zu erkennen und ungenutzte Instanzen zu löschen, ist daher die wesentliche Aufgabe eines Cloud Cost Managements.
Überhaupt zog sich angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Unbeständigkeit die Optimierung der IT-Kosten als roter Faden durch die Inhalte der Veranstaltung.
Eines der drängendsten Probleme von Unternehmen ist der Mangel an IT-Talenten. Entsprechend groß ist die Konkurrenz – die Hälfte der Bewerber:innen erhielt nach einer Umfrage bei ihrer letzten Stellensuche drei oder mehr Angebote. Generell hat auch die Bindung an den Arbeitgeber deutlich nachgelassen: Viele stehen noch mit einem Bein auf dem Arbeitsmarkt. Und in den letzten 12 Monaten hat die Hälfte der Bewerber:innen ein Angebot angenommen und dann wieder abgesagt, bevor sie angefangen haben.
Bewährte Verfahren, die CIOs befolgen sollten, um Spitzentalente anzuziehen sind z.B.:
Organisationen sollten in jedem Fall eine diverse Unternehmenskultur etablieren, welche auch die Einstellung neurodiverser Talente zulässt. Neurodiversität bietet einen Wettbewerbsvorteil durch einzigartige Fähigkeiten und Sichtweisen, die Innovationen vorantreiben. Und Gartner prognostiziert, dass bis 2027 ein Viertel der Fortune-500-Unternehmen aktiv neurodiverse Talente mit Erkrankungen wie Autismus, ADHS und Legasthenie rekrutieren werden, um die Unternehmensleistung zu verbessern.
Der Aufgabenbereich von CIOs wächst stetig. Sie sind immer noch für die klassischen Bereiche der IT-Anwendungen und der IT-Infrastruktur verantwortlich, aber lt. Gartner-Angaben sind inzwischen 62% auch für die digitale Transformation des Unternehmens zuständig. Hierfür müssen CIOs in der Lage sein, die Geschäftsleitung zu beraten und gleichzeitig als vertrauenswürdiger Partner für andere Geschäftsbereiche zu agieren. Bis 2024 wird erwartet, dass CIOs nicht nur Lieferanten von Technologie sind, sondern auch aktiv und verantwortlich an der Gestaltung des Geschäftsmodells des Unternehmens mitwirken. Dabei ist es notwendig, ein Umfeld zu schaffen, in dem das gesamte Unternehmen an der Technologie-Strategie teilhaben kann. CIOs kommt u.a. die Aufgabe zu, eine Kultur zu etablieren, in der die Mitarbeitenden befähigt werden, digitale Initiativen zu ergreifen. Eine der wichtigsten Eigenschaften eines CIOs ist Agilität, um sich schnell an verändernde Geschäftsanforderungen anzupassen und gleichzeitig die operative Exzellenz aufrechtzuerhalten.
Weitere wichtige Aspekte, Tools und Fähigkeiten von CIOs, um die steigenden Herausforderungen zu meistern, sind z. B.:
Die jüngste Gartner-Umfrage unter CEOs hat gezeigt, dass Umweltthemen zum ersten Mal in die Top 10 der Prioritätenliste aufgenommen wurden, so Bettina Tratz-Ryan, VP Analystin bei Gartner. CIOs stehen unter zunehmendem internen und externen Druck, ihre IT nachhaltiger zu gestalten. Bis 2027 werden laut Gartner 25% der CIOs eine Vergütung erhalten, die an ihren Einfluss auf nachhaltige Technologien gekoppelt ist. 64% der CEOs gaben an, dass die Kombination von Digitalisierung und ökologischer Nachhaltigkeit eine Wachstumschance darstellt. Gartner-Analysten untersuchten auf dem Symposium, wie IT und KI die ökologische Nachhaltigkeit unterstützen können.
Die Vorbereitung auf die Nachhaltigkeit gilt für Cloud und Speicher, Infrastruktur und Betrieb, digitale Threads und die schnell wachsende Einführung von KI. Vor allem letzteres führt zu einem wachsenden ökologischen Fußabdruck. Gartner prognostiziert, dass KI bis zum Jahr 2030 bis zu 3,5 % des weltweiten Stroms verbrauchen könnte. "KI verbraucht eine Menge Strom und Wasser. Diese negativen Auswirkungen sollten gemildert werden", sagt Pieter den Hamer, VP Analyst bei Gartner. "Führungskräfte sollten sich des wachsenden ökologischen Fußabdrucks von KI bewusst sein und aktive Maßnahmen zur Eindämmung ergreifen. Sie könnten zum Beispiel (Cloud-)Rechenzentren bevorzugen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden". Dabei spielen die Public-Cloud-Anbieter eine wichtige Rolle, denn diese können 70 bis 90 % weniger Treibhausgasemissionen verursachen als herkömmliche Serverräume, eigene Rechenzentren und mittelgroße Rechenzentrumsanlagen.
Rechenintensive KI verursacht einerseits hohe Stromverbräuche, andererseits bietet sie jedoch auch große Nachhaltigkeits-Chancen, denn sie kann zum Beispiel eingesetzt werden, um die Nachfrage genauer vorherzusagen und den Verbrauch von Rohstoffen und Energie in der Produktion zu reduzieren.
Und unser Fazit? Als USU-Team erlebten wir während der vier prall gefüllten Tage in Barcelona die Zukunft der IT hautnah und in vielen Facetten. Dabei nahmen die Chancen (und Risiken) durch generative KI eine Schlüsselrolle ein. Aber die Beschäftigung mit der Technologie allein greift zu kurz. Agile Organisationsstrukturen, das Etablieren übergreifender diverser Teams und viele andere „nicht-technische“ Herausforderungen müssen gemeistert werden, damit Innovationen im unternehmerischen Alltag wertschöpfend genutzt werden können.