„Digital transformation isn´t a technical issue, but a cultural change“ – lautet das Credo von Ian Rogers, ehemaliger Chief Digital Officer bei Apple. In der Realität allerdings geht die Schere zwischen diesen beiden Treibern der Digitalisierung immer weiter auseinander. Auf der technischen Ebene scheint die digitale Transformation weit fortgeschritten, aber der notwendige Kulturwandel hinkt deutlich hinterher. Hier kommt dem CIO als Gestalter dieses Wandels eine erfolgskritische Rolle zu. Angesichts der großen Herausforderungen durch Pandemie, Cyber Crime etc. sowie im Kampf um die besten Tech-Köpfe wird das Sicherstellen einer guten Mitarbeitererfahrung (Employee Experience) zur Chefsache. Entscheidend hierfür ist die Fähigkeit „DEI“ umzusetzen – Diversity, Equity, Inclusion.
Bereits 2018 zeigt eine Microsoft-Studie klar auf, dass lediglich 11 Prozent der Mitarbeitenden sich als aktiven Teil der digitalen Reise ihres Unternehmens sehen – die große Mehrheit fühlt sich abgehängt und wünscht sich mehr Beteiligung an diesem „Unternehmensprojekt“.
Bei den weiteren Ergebnissen dieser Studie heißt es u.a.: „Nicht einmal jeder Fünfte (19%) gibt an, dass in seinem Unternehmen ein intensives, unternehmensweites Programm für den Wandel der Unternehmenskultur durchgeführt wird. Und einen möglichen Erfolg der digitalen Transformation sieht fast jeder zweite Befragte (44%) durch strukturelle Barrieren im Unternehmen begrenzt.
Wie also gelingt es uns, eine Kultur zu etablieren, die digitale Transformation fördert und beschleunigt?
Ohne Frauen läuft nichts mehr in der IT – auch nicht bei USU. In einer kleinen Interview-Reihe haben wir 3 Frauen bei der USU porträtiert – erfahren Sie mehr!
Diversity, Equity, Inclusion – in der Gesellschaft wächst schon länger das Bewusstsein, diese eigentlich selbstverständlichen Werte aktiv zu leben. Und auch in Unternehmen ist es entscheidend, nicht nur ein Technik- und Leistungs-zentriertes, sondern in erster Linie ein Menschen-zentriertes Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Basis für nachhaltige Leistung und Erfolg bildet. Deswegen müssen wir alle „DEI-Zielen“ die gleiche Priorität wie anderen Geschäftszielen einräumen.
Viele Unternehmen habe auf den gesellschaftlichen und kulturellen Wertewandel reagiert. Aber moderne Führungsansätze konkurrieren im täglichen Betrieb oft mit wirtschaftlichen Erwägungen und sind nicht immer immanenter Teil der Unternehmens-DNA. Auch wenn Teams interdisziplinär zusammenarbeiten, es Social Leadership, Vertrauensarbeitszeit und offene Türen gibt, reichen diese Maßnahmen bei weitem nicht aus. Entscheidend sind aus meiner Sicht der Wille und das praktische, konkrete Vorleben dieser Werte insbesondere durch das Management und die Führungskräfte.
Dass auf dem Weg zu einem nachhaltigen Kultur- und Wertewandel noch viel zu tun ist, ist mir sehr bewusst. Das zeigt beispielhaft auch folgende Zahl: Derzeit haben z.B. bei 80 % der Unternehmen Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) noch keinen Einfluss auf die Gesamtbewertung der Leistung von Führungskräften.
Gleichzeitig steigt der gesellschaftliche und wirtschaftliche Druck auf Unternehmen durch die Pandemie. Insbesondere der beschleunigte Homeoffice-Trend oder der Fachkräftemangel verdeutlichen die Notwendigkeit, in die Gestaltung von universellen Zugänglichkeitsprozessen zu investieren. Dies adressiert auch den Wunsch vieler „IT-Nomaden“ oder „Gig-Worker“ nach grenzenloser, radikaler Flexibilität. Vermutlich geht es Ihrer Organisation nicht anders. Gartner geht davon aus, dass der Anteil der Wissensarbeiter, die remote arbeiten, bis Ende 2022 auf 47 % ansteigen wird, gegenüber 27 % im Jahr 2019. Das ist eine gewaltige Zunahme innerhalb von drei Jahren. Diese Zunahme der Fernarbeit und des hybriden Arbeitens macht die Notwendigkeit eines hochwertigen digitalen Arbeitsplatzes und einer hochwertigen Mitarbeitererfahrung wesentlich.
Für alle! Denn die Kriterien für die erfolgreiche Suche der besten Köpfe werden breiter: Das betrifft nicht nur potenzielle Kandidaten aus dem Ausland, sondern z.B. auch mögliche Mitarbeitende mit Handicap. Die Beschäftigungsquote von Behinderten im erwerbsfähigen Alter lag 2019 nach Angaben von Destatis in Deutschland nur bei 57 Prozent.
Nicht nur bei der konsequenten Inklusion am Arbeitsplatz, auch, um der steigenden Gefahr chronischer Einsamkeit und sozialer Isolation entgegenzuwirken, die durch die digitale Technologie gefördert werden, müssen vor allem wir als Führungskräfte eine aktivere Rolle spielen und unsere DEI-Fähigkeiten entsprechend ausbauen.
Nie war die Rolle des CIOs wichtiger als heute. Und die Anforderungen sind enorm, denn neben den klassischen Technik- und Führungsqualitäten sind es vor allem die koordinierenden, kooperierenden Aufgaben, die über Erfolg oder Misserfolg im unternehmerischen Transformationsprozess entscheidet. Hierzu sind Emotionale Intelligenz (EQ) und interkulturelles DEI-Erfahrungswissen notwendig.
Zwei Annahmen der Gartner Group (Quelle: Predicts 2022: 3 Must-Do´s for CIO Leadership Responsibilities, 1.2.2022) bestätigen dies:
Auch wir ihm Unternehmen sind mitten auf unserer Reise zu mehr Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. Daher ist die folgende Sammlung ein Aufruf an uns alle, und kommt vor allem aus den positiven und negativen Erfahrungen, die wir bei uns selbst gesammelt haben.
Die Umsetzung von DEI in Unternehmen ist sicher ein Langstreckenlauf, mit vielen Hindernisse. Aber es gibt keine Alternative dazu. Und manchmal ist der Weg das Ziel, und ich bin mir sicher, die Anstrengungen auf diesem Weg werden sich lohnen. Viel Erfolg.